Die offene Gesellschaft und ihre Feinde

In seinem 1945 erschienenen (mit dem Titel identischen) Buch kommt Karl Popper zu dem Schluss, dass die Demokratie die beste Herrschaftsform ist - weil in der Demokratie ein Regierungswechsel ohne Blutvergießen möglich ist, nicht also, weil die Mehrheit Recht bekommt.

Lange haben wir geglaubt, dass Demokratie und die Offene Gesellschaft zwei Seiten einer Güldenen Münze seien.

Peter Graf Kielmannsegg stellt das in seinem Aufsatz in Zweifel, dem er die Überschrift gibt Die Schließung der Demokratie (FAZ vom 17. Mai 2021). Dessen Resümee:

„Fast zweihundert Jahre nach Tocquevilles Amerikabuch [De la démocratie en Amérique, 1835] wissen wir: Er hat Recht behalten mit seiner Warnung, dass Konformitätsdruck zu einer dramatischen Gefährdung der Freiheit in der Demokratie werden kann. Er hat auch Recht behalten mit seiner Wahrnehmung, dass Stigmatisierung die tödliche Waffe des Konformitätsdrucks ist. Nicht Recht behalten hat er mit seiner Annahme, dass es die Mehrheit sei, von der die Gefahr des neuen gesellschaftlichen Despotismus ausgeht. Es sind von unerschütterlicher Selbstgewissheit getragene, oft kleine, aber sehr aggressive Minderheiten, das Denken mit einem erschreckenden Ring umspannen.“

Ich nenne diese Minderheit Zufriedene Junge Damen und Herren, die vom Speck der Zivilisation leben und die Arbeit anderen überlassen.

Dass sie sich mehr und mehr auch im Wissenschaftsbetrieb ausbreiten, darauf macht Barbara Zehntpfennig aufmerksam, Professorin für Politische Ideengeschichte. (Sie hat mich schon mit ihrem brillanten Buch Adolf Hitler. Mein Kampf, Weltanschauung und Programm. Studienkommentar [Wilhelm Fink Verlag, München 2011] begeistert.) Titel ihres Aufsatzes: Worüber man nicht spricht (FAZ vom 5. Mai 2021). Sie stellt fest: „Die wachsende Zahl an Ausladungen und  Sprechverboten an den Hochschulen zeigt nur die Spitze der Intoleranz. Die ‚Cancel Culture‘ trifft die Wissenschaft im Kern. . . Die Verlagerung der Auseinandersetzung von der Sachebene auf die Ebene des Moralischen erlaubt . . . Ideologen eine erfrischende Freiheit im Umgang mit den Fakten.“

Andersdenkende sind nicht mehr satisfaktionsfähig, sie sind Outlaws.

„Das bedeutet die Ausbreitung des Duckmäusertums und der Heuchelei in der Wissenschaft. Man macht seinen Kotau vor Diversität, Gender und europäischer Universalschuld“.

Die Wissenschaftsfreiheit, die Früchte der Aufklärung sind in Gefahr. Die Bedrohung kommt von Feinden im Innern. Von Linksidenditären, von Leuten, die ohne ihre Identitätspolitik arbeitslos wären, den LGBQIT-Lobbyisten beispielsweise. Sie betreiben die Tyrannei der Moral.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

 

 

 

  

 

 

 

 

 

 

 

  

  

 

  

  

 

 

 

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Dr. Axel Glöggler

https://twitter.com/DrAxelGloeggler

 

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